Literatur: Christian Kracht und Ingo Niermann erklären den Klimawandel: Über kleine und größere Stinker - WELT
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Literatur: Christian Kracht und Ingo Niermann erklären den Klimawandel
Über kleine und größere Stinker
Veröffentlicht am 04.03.2007Lesedauer: 2 Minuten
Man könnte Christian Kracht fast dafür bewundern, wie es ihm immer wieder gelingt, mit minimalem Einsatz maximale Aufmerksamkeit zu erregen. Obwohl er bislang zwei recht schmale Romane veröffentlicht hat, von denen auch nur das Debüt "Faserland" (1995) gut war, hält sich das Gerücht, dass er ein großer Schriftsteller sei.
Das Nachfolgewerk "1979" (2001) wirkte in seiner aufgesetzten Ernsthaftigkeit immerhin noch bemüht - was aber dann an Artikeln und Reportagen folgte, war meist belangloser Unfug, der seinen überaus flüchtigen Reiz aus angetäuschter Provokation und unangenehm blasierter Haltung bezog.
Mit "Metan", seinem neuesten Werk, das er gemeinsam mit Ingo Niermann verfasste, hat Krachts Schaffen nun seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Wenn das Buch überhaupt zu etwas taugt, dann als Beispiel, wie man mit Hilfe von Google und Wikipedia im "Copy & Paste"-Verfahren in Windeseile einen Text zusammenschustern kann, den man der Öffentlichkeit als großen Wurf verkauft.
Doch nicht einmal die eigentliche Idee ist neu. Der Umstand, dass Rindern täglich in so großen Mengen Methangas entfährt, um von Umweltbelastung sprechen, ist seit Jahren bekannt. In "Metan" wird es aber als großes Weltgeheimnis verkauft und auf knapp 90 Seiten abwegig und mit kaum zusammenhängenden Informationen garniert.
Da geht es um den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, seinen trunksüchtigen Bruder, Muammar al-Gaddafi, Bob Marley, Rentner, die nur noch aus Methan bestehen, den Sektenführer Osho, den Kilimandscharo, die Taliban, Franz Josef Strauß und Osama bin Laden und was den Autoren sonst noch so passend erschien - in der Hoffnung, die Strahlkraft des Namens Kracht möge irgendwie sinnstiftend wirken. Auch Sushi wird thematisiert: "Das farbige Fischfleisch wird in kleine Portionen geteilt und serviert. Die Gäste führen die Fischstücke mit zwei hellen Stöckchen zum Mund." Wer hätte das gedacht!
Wenigstens ist der Name des Buchs stimmig gewählt. Wie das Gas, das dem Rind entweicht, verbreitet es einen unangenehmen Geruch. Doch immerhin ist der flüchtig. -