CO2-Abgaben: EU zwingt Airlines zum Klimaschutz - WELT
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CO2-Abgaben
EU zwingt Airlines zum Klimaschutz
Veröffentlicht am 08.07.2008Lesedauer: 3 Minuten

Ab 2012 müssen auch die Fluggesellschaften ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten: Das Europaparlament beschloss die Einbindung des Luftverkehrs in den EU-Emissionshandel. Erfasst werden alle Flüge, die in der EU starten oder enden. Flugtickets dürften dadurch teurer werden.
Das Europaparlament hat Klimaschutzauflagen für Fluggesellschaften beschlossen, die allein die Lufthansa ab 2012 jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag kosten dürften. Das Parlament legte in Straßburg die Einbindung des Luftverkehrs in den EU-Emissionshandel fest. Ziel ist eine Deckelung der Treibhausgas-Emissionen durch den Luftverkehr etwa auf dem heutigen Stand, ab 2013 sollen sie dann leicht zurückgefahren werden. Flugtickets dürften dadurch etwas teurer werden.
Lufthansa-Sprecher Peter Schneckenleitner sagte, dieses Emissionshandelssystem sei „ökologisch kontraproduktiv und ökonomisch schädlich“. Auf die Lufthansa komme damit voraussichtlich ein „mittlerer dreistelliger Millionen-Euro-Betrag jährlich“ zu.
Die Klimaschutzauflagen sollen für alle Flüge gelten, die in der EU starten oder enden. Verbindungen zwischen und über andere Kontinente sind ebenso wenig erfasst wie Fluggesellschaften, die in europäischen Ländern außerhalb der EU landen.
Lufthansa: Einheitlicher Luftraum wäre wichtiger
Auch Lufthansa-Sprecher Schneckenleitner befürchtet deshalb eine Wettbewerbsverzerrung. Die Politik hätte seiner Ansicht nach andere Möglichkeiten, den Klimaschutz voranzubringen. So seien durch einen einheitlichen europäischen Luftraum – den Single European Sky – "auf der Stelle 12 Prozent einzusparen“, sagte Schneckenleitner. Allein die Lufthansa verfliege täglich 500.000 Liter Kerosin, weil sie nicht direkt von A nach B fliegen könne.
Air Berlin kritisierte die EU-Entscheidung ebenfalls und befürchtet Wettbewerbsnachteile. Sprecher Peter Hauptvogel sagte: „Zwar hat Air Berlin 2006 als erste Airline einer Einbeziehung durchaus positiv gegenübergestanden, aber nur, wenn sie weltweit gilt.“ Andernfalls hätten die außereuropäischen Konkurrenten Vorteile.
"Selbst wenn es gelänge, die nach Europa einfliegenden amerikanischen und asiatischen Fluggesellschaften zu einer Abgabe zu zwingen, könnten sie dennoch auf ihrem übrigen Netz ohne Emissionshandel fliegen und damit in Europa billiger anbieten als die Europäer“, sagte Hauptvogel in Berlin. Der Flughafenverband ADV äußerte sich entsprechend. „Eine europäische Insellösung ist der falsche Weg“, erklärte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Die EU strebt langfristig zwar ein weltweites Abkommen zur Einbeziehung aller Fluggesellschaften in den Emissionshandel an. Innerhalb der Internationalen Organisation für die zivile Luftfahrt (ICAO) gibt es dafür derzeit aber keine Mehrheit.
Flugtickets dürften teurer werden
Welche Folgen die Auflagen für die Ticketpreise haben werden, ist laut Lufthansa derzeit noch nicht zu beantworten. Nach Berechnungen der EU-Kommission könnte ein Ticket für einen Hin- und Rückflug innerhalb der EU durch den Emissionshandel bis zu 9 Euro teurer werden. Für Langstrecken-Flüge sei mit größeren Preiserhöhungen zu rechnen, ein Hin- und Rückflugticket nach New York etwa könnte bis zu 40 Euro mehr kosten.
Emissionshandel ist der Handel mit Luftverschmutzungsrechten. Kommt eine Firma mit den Verschmutzungsrechten nicht aus, muss sie Rechte zukaufen. Alternativ kann sie auch Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern finanzieren und sich die dadurch erzielte Emissionsersparnis anrechnen lassen.
AP/ras