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Carsten Kretschmann Von schlesischem Adel Die Grafen und Freiherren von <strong>Strachwitz</strong> Eines schönen Tages reitet König Marbod, der Gründer des legendären Markomannenreichs, zur Jagd. Es sind die Jahre unmittelbar vor Christi Geburt, und der Wald ist dunkel und finster. Ein schwarzer Eber hat es dem König angetan. Er setzt ihm nach, stürzt vom Pferd und sieht sich plötzlich ganz allein dem wütenden Wildschwein gegenüber. Ganz allein? Zum Glück nicht. In letzter Sekunde ist ein Mann aus dem königlichen Gefolge zur Stelle, Suski mit Namen. Er zieht sein Schwert, vollführt den Streich – und das Haupt des Keilers fällt zu Boden. Marbod kann es kaum fassen. Woher er denn den Mut genommen habe, will der König von seinem Retter wissen. Es sei, so lautet die Antwort, mehr die Furcht um Marbods Leben gewesen <strong>als</strong> die eigene Kraft. Da springt der König auf, schlägt den treuen Suski zum Ritter und ruft feierlich in der Landessprache: „Weil es mehr die Furcht gewesen ist, sollst Du fortan <strong>Strachwitz</strong> heißen!“ Denn „strach“ bedeutet sowohl im Tschechischen <strong>als</strong> auch im Polnischen nichts anderes <strong>als</strong> „Furcht“, „Angst“ oder „Schrecken“. Den meisten von Ihnen wird diese Geschichte bekannt sein. Es handelt sich um die Wappensage der Familie, und sie erzählt anschaulich und einprägsam, wie der Name <strong>Strachwitz</strong> entstanden und wie der Kopf des Keilers in das Wappen gelangt ist – und all das Blut. Das Streben nach einer sagenhaften Herkunft ist für adlige Familien nicht untypisch. Um einen Ahnherrn in mythisch-heldenhafter Zeit vorweisen zu können, wurden die genealogischen Anfänge häufig in die ferne Vergangenheit verschoben. Und wenn die Ahnentafel schon nicht bis zu Aeneas reichte (wie dies einige Familien des Hochadels für sich in Anspruch nahmen), so doch zumindest bis an die Zeitenwende. Für das Selbstverständnis der Familie, für das Image, das sie sich beilegte, für die Frage, wie sie von anderen wahrgenommen werden wollte, ist die Wappensage daher durchaus von Gewicht. Sie verdichtete bildhaft den Anspruch, uradliger Herkunft zu sein. Und es ist sicher kein Zufall, dass dieser Anspruch gerade im 18. und 19. Jahrhundert formuliert wurde, in einer Zeit <strong>als</strong>o, in der die Konfliktlinien innerhalb des Adels deutlicher hervortraten – durch das Aussterben alter Familien ebenso wie durch das Anwachsen des Brief- und Geldadels. Der Verweis auf eine zwar nicht nachprüfbare, aber gerade deshalb ehrwürdige Tradition schuf eine wichtige Legitimationsbasis. Sie spielte eine wesentliche Rolle bei dem vielbeschworenen „Obenbleiben“, mit dem auch die Familie <strong>Strachwitz</strong> seit der Auflösung der ständischen Ordnung in vielfältiger Hinsicht konfrontiert war – politisch, rechtlich und nicht zuletzt ökonomisch. Wissenschaftlich betrachtet ist die Marbod-Geschichte schlichtweg unhaltbar. Es beginnt schon damit, dass das Familienwappen ja ursprünglich keinen abgeschlagenen Keilerkopf gezeigt hat. Auch wird die Bezeichnung „Susky“ erst zu einem Zeitpunkt greifbar, <strong>als</strong> der Name <strong>Strachwitz</strong> bereits existiert – sie ist ein Beiname. Und dass ausgerech<strong>net</strong> ein Germanenherzog reinstes Tschechisch gesprochen haben soll (nur so funktioniert das Sprachspiel!), ist des Guten denn doch zu viel. Freilich: Die 1
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