Innovativ, aber fast bankrott
- ️John F. Jungclaussen
- ️Thu Jan 31 2013
"Guardian": Genial, geliebt, gefährdet
Der Londoner "Guardian" gilt als eines der besten Nachrichtenmedien im Internet. Aber wenn nichts passiert, ist er bald pleite. Ein Lehrstück
Die Ballade Nr. 1 in g-Moll von Frédéric Chopin ist ein verteufelt schwieriges Klavierstück. Der Amateurpianist Alan Rusbridger hat achtzehn Monate gebraucht, um es bis zur Konzertreife zu üben. "Es sind zehn Minuten vollkommener Liebesmusik. Voller Gegensätze", sagt Rusbridger, "zunächst betörend und sanft, dann mit diabolischer Leidenschaft." Aber Rusbridger, Chefredakteur des britischen Guardian und damit Herr über eines der größten digitalen Experimente der Medienbranche, hat sich nicht nur die Zeit genommen, um Chopin zu meistern. Er hat auch noch ein Buch über diese Erfahrung verfasst, als Bestätigung des "eigenen Wahnsinns", wie er schreibt. Die größten Pianisten der Welt, etwa Alfred Brendel und Murray Perahia, versicherten ihm in den Interviews, die er für sein Buch mit ihnen führte, dass es tatsächlich sehr schwierig sei, die 264 Takte der Romantik zu beherrschen.