Journalismus: Fahnen runter!
- ️Jochen Bittner
- ️Sat Apr 13 2019
Reporter sollten politisch Aktive beobachten, nicht politische Aktivisten sein. Ein Plädoyer gegen den Haltungsjournalismus
Aus der ZEIT Nr. 16/2019 Aktualisiert am 13. April 2019, 13:19 Uhr
ZEIT-Redakteur Jochen Bittner hat sich in einem Buchprojekt mit dem Zusammenhalt in Deutschland befasst. Wir veröffentlichen einen Auszug aus "Zur Sache, Deutschland: Was die zerstrittene Republik wieder eint".
Das zunehmende Bedürfnis vieler Journalisten, der Öffentlichkeit zu beweisen, wo sie politisch stehen, ist unübersehbar. Psychologisch ist dieser Verortungswunsch verständlich. In polarisierten Zeiten, in denen die Einsortierung von Menschen schneller vonstattengeht als die Prüfung ihrer Argumente, will niemand in der falschen Schublade landen. Trotzdem sind allzu klare öffentliche Positionierungen von Journalisten falsch, denn sie befördern ebenjenes polarisierte Klima, in dem die Schubladenangst erst gedeiht.