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Journalismus: Fahnen runter!

  • ️Jochen Bittner
  • ️Sat Apr 13 2019

Reporter sollten politisch Aktive beobachten, nicht politische Aktivisten sein. Ein Plädoyer gegen den Haltungsjournalismus

Aus der ZEIT Nr. 16/2019 Aktualisiert am 13. April 2019, 13:19 Uhr

Journalismus: Fernsehreporter während der Bundespressekonferenz
Fernsehreporter während der Bundespressekonferenz © Thomas Trutschel/​Photothek via Getty Images

ZEIT-Redakteur Jochen Bittner hat sich in einem Buchprojekt mit dem Zusammenhalt in Deutschland befasst. Wir veröffentlichen  einen Auszug aus "Zur Sache, Deutschland: Was die zerstrittene Republik wieder eint".

Das zunehmende Bedürfnis vieler Journalisten, der Öffentlichkeit zu beweisen, wo sie politisch stehen, ist unübersehbar. Psychologisch ist dieser Verortungswunsch verständlich. In polarisierten Zeiten, in denen die Einsortierung von Menschen schneller vonstattengeht als die Prüfung ihrer Argumente, will niemand in der falschen Schublade landen. Trotzdem sind allzu klare öffentliche Positionierungen von Journalisten falsch, denn sie befördern ebenjenes polarisierte Klima, in dem die Schubladenangst erst gedeiht.