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Sprache: "Remigration" ist das Unwort des Jahres 2023

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  • ️Mon Jan 15 2024

Die sprachkritische Aktion hat das Wort "Remigration" zum Unwort gewählt. Den Begriff nutzen Rechtsextreme für die Forderung nach Zwangsausweisung und Deportation.

15. Januar 2024, 9:10 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, KNA, AFP,

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Sprache: Bei Protesten gegen rechts in Berlin und Potsdam kamen am Sonntag mehrere Tausend Menschen zusammen.
Bei Protesten gegen rechts in Berlin und Potsdam kamen am Sonntag mehrere Tausend Menschen zusammen. © Achille Abboud/​imago images

Das Unwort des Jahres 2023 lautet "Remigration". Das gab die Jury der sprachkritischen Aktion bekannt. Der Ausdruck wird von Rechtsextremen beschönigend für die Forderung nach Zwangsausweisungen und Deportationen benutzt. "Remigration" sei ein beschönigender Kampfbegriff und solle eine menschenunwürdige Abschiebepraxis verschleiern, begründete die Jury ihre Wahl.

Bei der Jury waren dieses Mal 2.301 Einsendungen eingegangen und damit deutlich mehr als im Vorjahr. Bis Ende Dezember konnten Interessierte ihre Unwortvorschläge einreichen. Dabei standen erneut brisante politische Themen des vergangenen Jahres im Fokus: von der Sozial- und Migrationspolitik bis zum Klimaschutz.  

"Remigration" nach Treffen Rechtsextremer im Fokus

Auf Platz zwei der Wahl wurde das Wort "Sozialklimbim" gewählt. Es wurde vor allem im Zuge der Debatte um die Kindergrundsicherung verwendet und steht nach Ansicht der Jury für eine wieder häufiger zu beobachtende diskriminierende Rhetorik. Platz drei belegt das Wort "Heizungs-Stasi", das für eine populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen stehe.    

Im Zuge der jüngsten Berichte zu einem Treffen mehrerer Rechtsextremer in Potsdam war das Wort "Remigration" in den letzten Tagen wieder vermehrt diskutiert worden. Bei dem Treffen, auf dem es Vorträge zur "Remigration" von Migrantinnen und Migranten gegeben haben soll, sollen auch Mitglieder der AfD anwesend gewesen sein. Am Sonntag waren daraufhin in Berlin und Potsdam Tausende zu Demonstrationen gegen rechts zusammengekommen.

Bei der bundesweit viel beachteten Unwortaktion werden seit 1991 nach Auffassung der Fachleute unmenschliche oder unangemessene Begriffe ausgewählt, die gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen, in irreführender Weise etwas Negatives beschönigen oder diskriminieren. Im vergangenen Jahr wurde der Begriff "Klimaterroristen" zum Unwort des Jahres gekürt.