Hamas-Angriff auf Supernova-Festival: Vermisste Deutsche Shani Louk ist tot
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- ️Mon Oct 30 2023
Shani Louk nahm an einem Festival teil, als die Hamas ihren Angriff startete. Nun wurde ihr Tod bestätigt. Das Auswärtige Amt geht von weiteren deutschen Opfern aus.
Aktualisiert am 30. Oktober 2023, 18:01 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, , isd , tob , maw
Die seit dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel vermisste deutsche Staatsangehörige Shani Louk ist tot. Das israelische Militär habe ihr in der Nacht mitgeteilt, dass ihre Tochter nicht mehr lebe, sagte Shanis Mutter Ricarda Louk der Nachrichtenagentur dpa und weiteren Medien. Das israelische Außenministerium teilte auf X mit, man sei erschüttert, den Tod Shani Louks bestätigen zu müssen. Ähnlich äußerte sich die israelische Botschaft in Deutschland.
Auch ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bestätigte den Tod einer deutschen Staatsangehörigen, ohne jedoch einen Namen zu nennen.
Ricarda Louk vermutet, dass ihre Tochter bereits beim Terrorüberfall der Hamas auf das Supernova-Musikfestival am 7. Oktober getötet wurde – womöglich durch einen Schuss in den Kopf. Bislang ging die Familie von einer Entführung Shanis aus. Ein im Internet kursierendes Video zeigte sie nach dem Massaker auf dem Musikfestival leblos auf einem Fahrzeug der Terroristen.
Identifizierung laut Mutter per DNA-Probe
Nach Angaben der Mutter erfolgte die Identifizierung Shani Louks per DNA-Probe an einem Schädelknochen. Beiträge des israelischen Außenministeriums und der israelischen Botschaft auf X, wonach die Leiche der 22-Jährigen gefunden wurde, wurden später geändert.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete den Tod Shani Louks als Beleg für die
"Barbarei" der Hamas. Louk sei "auf brutale Weise" ermordet worden, dies zeige "die ganze
Barbarei hinter dem Angriff der Hamas", schrieb Scholz im Onlinedienst X. Die Terroristenorganisation müsse dafür "zur Rechenschaft gezogen" werden.
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Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, man gehe weiter von einer einstelligen Zahl deutscher Staatsangehöriger aus, "die den Terroranschlägen der Hamas zum Opfer gefallen" seien. Die deutsche Botschaft in Tel Aviv und Kolleginnen und Kollegen des Sonderstabs stünden mit den Angehörigen in Kontakt. Zu Einzelfällen äußere man sich nicht, sagte ein Sprecher.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach der Mutter sein Beileid aus. "Die Grausamkeit der Mordtat an Ihrer Tochter entsetzt uns alle", teilte er in einem Schreiben an Ricarda Louk mit. "Überall in Deutschland fühlen die Menschen mit Ihnen. Gemeinsam stellen wir uns dem Hass und dem Terror entgegen", hieß es weiter. Auch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) äußerte sich bestürzt über den Tod. "Ein junger Mensch wie so viele aus dem Leben gerissen vom entsetzlichen Terror der Hamas", schrieb sie auf X. "Mein Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Freunden." Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland sprach der Familie sein Mitgefühl aus.
Familie kritisiert Bundesregierung
Ricarda Louk appellierte seit dem Überfall der Hamas immer wieder an die Bundesregierung, sich für die Freilassung ihrer Tochter einzusetzen. Wiederholt beklagte die Familie, dass sie kaum Informationen von den deutschen und israelischen Behörden erhalte.
Zu einem Treffen der Familie mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Israel sagten Shani Louks Tante Orly und ihr Mann Wilfried Gehr: "Leider bleibt das Gefühl, dass die deutsche Außenministerin, der Botschafter und auch der Kanzler uns und alle Familien wirklich nicht unterstützt haben, die betroffenen Familien nur für ihre egoistischen Medienauftritte benutzt haben." Aber es bringe nichts, sich darüber zu beklagen. "Wir hoffen, dass dieser sinnlose Krieg in Israel und alle anderen Kriege bald aufhören."
Auch die Bundesregierung war davon ausgegangen, dass Shani Louk zu den Geiseln mit deutscher Staatsangehörigkeit im Gazastreifen zählte.
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben 239 Familien darüber informiert, dass ihre Angehörigen mutmaßlich in den Gazastreifen verschleppt worden seien. Derweil ist auch die Identifizierung der Leichen jener Menschen noch nicht abgeschlossen, die am 7. Oktober in mehreren Kibbuzim von Terroristen ermordet wurden. Der Zustand vieler Leichen erschwert dies nach Militärangaben.